Artikel
Rückgang der Biodiversität – Was kann jede:r einzelne tun?

Rückgang der Biodiversität – Was kann jede:r einzelne tun?

Bluehender Baum in BerlinObwohl Städte für den Menschen gemacht sind, bieten sie Tieren und der Natur auf engsten Räumen, wie in Mauerritzen, Vorgärten oder Balkonen, neue Lebensräume. Nichtsdestotrotz kämpfen wir aber auch in Städten weltweit gegen den Rückgang der biologischen Vielfalt.

Biologische Vielfalt, auch Biodiversität genannt, umfasst drei große Bereiche, die eng miteinander verzahnt sind: die Vielfalt der Ökosysteme, die Vielfalt der Arten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Forscher vergleichen das Artensterben unserer Zeit mit den fünf großen Massensterben der vergangenen 500 Millionen Jahre, nur sind heute keine Meteoriten oder gigantischen Vulkanausbrüche verantwortlich. Darüber hinaus vollzieht sich das Sterben nicht in Jahrmillionen, sondern innerhalb von Jahrzehnten.

Ursachen für den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten in Berlin?

Um Tieren und Pflanzen einen dauerhaften Platz in unseren Städten zu sichern, sind zahlreiche Schwierigkeiten zu meistern, da in städtischen Ballungsräumen die Natur ganz besonders den Wünschen des Menschen untergeordnet werden. Lärm-, Licht- und Schadstoffbelastung durch Industrie und Verkehr, großräumige Flächenversiegelungen, Überbauung von artenreichen Brachflächen und Bepflanzung von Parkanlagen und Straßen mit nicht heimischen Zierpflanzen sind nur einige der vielen Gefahren für die biologische Vielfalt.

Was kann ich für die biologische Vielfalt in Berlin tun?

Jede:r kann etwas für die Vielfalt von Tieren und Pflanzen in Berlin tun. Nachfolgend ein paar Tipps für den Alltag:

Säe Insektenfreundliche Blumen auf dem Balkon, im Kleingarten oder auf der Grünfläche an der Straße. Hierzu eignen sich z.B. Kornblume, Ringelblume, Wiesensalbei, Nachtkerze, Horn- und Steinklee.
o Säen und pflanze viele verschiedene gebietsheimische und standortangepasste Blühpflanzen – möglichst mit Saatgut aus biologischem Anbau oder von Wildpflanzen.
o Indem du früh-, mittel- und spätblühende Sorten nimmst, verlängerst du das Blütenangebot für Bestäuber, denen es im Frühjahr und Spätsommer oft an Nahrungsquellen fehlt.
o Vermeide Blumensorten, die gefüllt blühen (lat. flore pleno), denn sie bieten oft keinen Nektar oder Blütenstaub für die Bienen (häufig am Zusatz „fl. pl.“ zu erkennen) wie z.B. Geranien und Fleißige Lieschen.
► Lasse Kräuter blühen!
► Versorge Bäume in deinem Kiez mit Wasser, denn Bäume sind Schattenspender für Mensch und Insekten, deshalb ist ihr Erhalt sehr wichtig. Mit Apps wie z.B. „Gieß den Kiez“ geht es noch einfacher!
► Lebe dich in Gemeinschaftsgärten mit Freund:innen und/oder Nachbar:innen aus
► Einfach alles wachsen lassen, Böden nicht versiegeln!
► Steingärten vermeiden!
► Baue ein Insektenhotel selbst. Wusstest du außerdem, dass Greenpeace ein übergroßes Insektenhotel am Tempelhofer Feld hat? Komm gerne vorbei und schaue es dir an.
► Lasse Baumstümpfe unberührt, da sie eine Brutstätte für Hirschkäfer sind
► Stelle Wassertränken/-becken zur Verfügung
► Insektizide sind ein NO GO!
► Vernetze Lebensräume: Setze dich für die Entstehung zusammenhängender Biotope ein, wo immer es geht – für Hecken, Streuobstwiesen oder Blühstreifen zwischen Äckern und für Blühflächen in Gärten, Hinterhöfen oder zwischen Parkplätzen. Wildbienen und viele andere Tiere brauchen ein Mosaik kleinerer Lebensräume.
► Berücksichtige bei Baumaßnahmen besondere artenschutzrechtliche Vorschriften!
► Besuche unsere Berliner Landwirtschafts-Gruppe von Greenpeace und kämpfe mit uns für eine zukunftsfähige Landwirtschaft!

Kleiner Exkurs:

Wie steht es jetzt um unsere biologische Vielfalt?

Wie viele Tier- und Pflanzenarten es auf der Welt gibt, weiß niemand genau. Mithilfe von „Roten Listen gefährdeter Arten“ werden Verzeichnisse über Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind, erstellt. Auf internationaler Ebene durch die Weltnaturschutzunion International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) und auf nationaler Ebene vom Bundesamt für Naturschutz.

„Rund 1400 Tier- und Pflanzenarten sind hierzulande laut der Roten Liste von Aussterben bedroht – darunter etwa der Feldhamster, der Schreiadler und der Hochmoor-Laufkäufer. Bei den Pflanzen stehen unter anderem Wassermoos, Flammen-Adonisröschen und das Zierliche Wollgras kurz vor dem Verschwinden. Immer neue Studien belegen das Schwinden der Arten, etwa das der Vögel: Anfang Februar teilte das Bundesamt für Naturschutz mit, dass die Zahl der Brutvögel in Deutschland zwischen 1992 und 2016 um 14 Millionen Exemplare sank, also um acht Prozent. Besonders hart traf es Rebhühner und Kiebitze, ihre Bestände nahmen in dem genannten Zeitraum um beinahe neunzig Prozent ab.“

Gibt es Gesetze zugunsten der biologischen Vielfalt?

Die Weltgemeinschaft hatte bereits in den 90er Jahren den alarmierenden Rückgang der biologischen Vielfalt erkannt, sodass im Jahr 1992 die Biodiversitätskonvention oder das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) beschlossen wurde. Die CBD ist ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen souveränen Staaten. Inzwischen ist das Übereinkommen von 196 Vertragsparteien unterzeichnet und ratifiziert worden (Stand: Februar 2021). Alle Mitgliedsstaaten haben sich zum Ziel gesetzt, die Vielfalt und das Leben auf der Erde zu erhalten, zu schützen und eine nachhaltige Nutzung für kommende Generationen zu organisieren und zu sichern. Hier geht’s zur Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt: https://biologischevielfalt.bfn.de/fileadmin/NBS/documents/broschuere_biolog_vielfalt_strategie_bf.pdf

Wieso wird Bienen eine so hohe Bedeutung zugerechnet?

Bienen sind für den Erhalt unserer biologischen Vielfalt und damit für ein intaktes Ökosystem von essenzieller Bedeutung. Und sie sind der Schlüssel für die weltweite Nahrungsmittelproduktion. 4.000 Gemüsesorten in Europa gibt es nur dank der fleißigen Bienchen. Weltweit berichten Imkerinnen und Imker seit den späten 1990er Jahren von einem plötzlichen und unerklärlichen Rückgang. In den vergangenen Jahren häuften sich jedoch die Meldungen über das Bienensterben. Allein in Deutschland starben bis zu 30 Prozent der Bienenvölker. Etwa die Hälfte der 570 Wildbienenarten hierzulande steht auf der Roten Liste. Die Ursachen sind bis heute nicht ausreichend erforscht, doch klar ist: Schwindende Lebensräume mit ausreichendem Futterangebot, Klimawandel, Parasiten wie Varroamilben und Krankheiten tragen zum Bienensterben bei.

Ihr interessiert euch besonders für Bienen und Hummeln? Hier geht’s zum Bienenratgeber von Greenpeace!

Und wenn ihr jetzt noch mehr wissen wollt, dann sind hier Quellen und weitere Infos: