Atomunfall in Harrisburg: 30 Jahre nichts gelernt?

Aktivisten der Greenpeace-Gruppe Berlin haben heute auf den 30. Jahrestag des Atomunfalls in Harrisburg aufmerksam gemacht. Sie „reinigten“ in Strahlenschutzanzügen den Pariser Platz und verteilten Informationsmaterial an Passanten.

Unterstützt wurde die Aktion von unserer Trommelgruppe, den „SolarDrums“. Die Aktivisten erinnerten daran, dass Unfälle wie der in Harrisburg auch heute noch jederzeit möglich sind. Am 28. März 1979 war es in dem amerikanischen Atomkraftwerk zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen.

Zum 30. Jahrestag des GAUs beschäftigt sich nun eine Greenpeace-Recherche mit den Ursachen und Auswirkungen des Unfalls. In dem Reaktor hatten ein Ausfall der Hauptspeisewasserpumpen, ein verklemmtes Ventil im primären Kühlkreislauf und Fehler der Betriebsmannschaft zu dem verheerenden Unglück geführt. Wieviel Radioaktivität in Harrisburg tatsächlich freigesetzt wurde, ist bis heute unklar. Nach offiziellen Angaben lag die zusätzliche Strahlenbelastung der Bevölkerung weit unter der natürlichen Hintergrundstrahlung. 1997 wies der Epidemiologe Dr. Steven Wing jedoch eine bis zu 10fach erhöhte Leukämierate in den betroffenen Regionen nach. Die Anzahl der Lungenkrebserkrankungen stieg in Windrichtung der Anlage um 30 Prozent.

Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital fordert die Energieunternehmen anlässlich des heutigen Jahrestages zum Umdenken auf: „Die deutschen Energiekonzerne setzen heute auf Vergessen und Verdrängen dieser unbeherrschbaren Gefahr, wenn sie unter dem Deckmantel von Klimaschutz und angeblich billigem Strom für Laufzeitverlängerungen plädieren.“

Zahlreiche Störfälle im In- und Ausland belegen, dass derartige Vorfälle zu den systembedingten Risiken der Atomkraft gehören. Die Lehre aus Harrisburg lautet deshalb: Atomunfälle können nur durch einen weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie vermieden werden.