Otzenrath 3° kälter

Greenpeace und die taz haben heute den Film „Otzenrath 3° kälter“ gezeigt. Der Film erzählt von der Umsiedlung der Bewohner des Ortes Otzenrath, der dem Braunkohletagebau „Garzweiler II“ weichen musste. Anschliessend wurde diskutiert.

Mit rund 60 Besuchern war das tazcafé an diesem Mittwochabend gut gefüllt. Trotz sommerlicher Temperaturen und dem in der letzten Zeit raren Sonnenscheins. Der Film des Regisseurs Jens Schanze läuft leider nur in einigen ausgewählten Kinos und wird im Herbst in 3Sat im WDR ausgestrahlt. Er verdeutlicht, wie hoch der Preis ist, den wir in Deutschland für die Stromerzeugung aus Kohle bezahlen: Orte, Landschaften und Menschen müssen den Baggern weichen, während die Braunkohleverstrohmung dem Klima einheizt.

Wegen der Aktualität des Themas hatten wir wenig Mühe, zu dieser bisher einzigen Vorführung in Berlin ein hochkarätiges Podium für die anschliessende Diskussion zusammenzubekommen. Der Regisseur des Films, der Greenpeace-Energieexperten Sven Teske sowie eine vom Braunkohletagebau betroffene Anwohnerin aus der Lausitz stellten sich nach dem Film unter Moderation des taz-Redakterus Malte Kreutzfeldt dem Publikum.

Es ging um die Frage, warum wir heute noch ganze Landstriche einer Dinosauriertechnologie opfern müssen. Verträgt sich das mit den Zielen der Klimapolitik? Und: Welche Alternativen stehen uns zur Verfügung?

Der Ort Otzenrath fiel dem Tagebau Garzweiler zum Opfer. Garzweiler ist der größte Braunkohletagebau im rheinischen Braunkohlerevier. Dort werden jährlich rund 40 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaggert und unter anderem in den Braunkohlekraftwerken Neurath und Frimmersdorf verfeuert. Nord-Rhein-Westfalen ist durch die Braunkohleverstromung die größte CO2-Schleuder Europas. Die beiden Kraftwerke stoßen jährlich zusammen fast 40 Millionen Tonnen CO2 aus.

Den Baggern im Weg stehen die Menschen. Bisher wurden 7600 Menschen für den Tagebau Garzweiler umgesiedelt. Für die zweite Abraumphase werden 12 Ortschaften und etwa die gleiche Menge Menschen umgesiedelt werden müssen.

100 Kilometer vor Berlin gibt es auch Braunkohletagebau – und Menschen, die ihm weichen müssen. Für die betroffenen Anwohner in der Lausitz gibt es allerdings noch Hoffnung. Das Genehmigungsverfahren für Neuerschliessungen wird sich noch mehrere Jahre hinziehen. Die Zeit arbeitet gegen die Braunkohle und das dort zuständige Unternehmen Vattenfall. Durch den Klimawandel müssen die Kraftwerksbetreiber ab 2012 Zertifikate für den CO2-Ausstoss kaufen – dann wäre die Braunkohleverstromung unrentabel. Allerdings nur, wenn es keine Ausnahmegenehmigungen gibt. Zeigen Sie der Politik und den Kraftwerksbetreibern, was sie von Kohleverstromung halten – wechseln Sie zu einem Ökostromanbieter!