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Unicef und Greenpeace setzen ein Zeichen für den Kleiderwandel

Unicef und Greenpeace setzen ein Zeichen für den Kleiderwandel

Am Samstag den 12.05., dem Tag des Fairen Handels, demonstrierten Ehrenamtliche von Unicef und Greenpeace Berlin für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie und eine Änderung des Konsumverhaltens. Mit einem Flashmob auf dem Berliner Alexanderplatz machten sie auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen, die Umweltverschmutzung und den Einfluss des Konsumenten darauf, aufmerksam.

Nähen bis zum Umfallen

Um die Mittagszeit baute sich die Szenerie langsam auf. Zwischen Primark und der Galeria Kaufhof nahmen 50 Näher und Näherinnen Platz. Sie nähten auf Papphockern an T-Shirts und symbolisierten damit die vielen Millionen Arbeiter, die Tag für Tag unsere Kleidung in 12-14 Stunden Schichten herstellen müssen. Sie nähten bis zum Umfallen und sackten dann erschöpft zu Boden. Aus dem Hintergrund traten frisch gestylt und adrett gekleidet die Konsumenten hervor. Sie stiegen über die am Boden liegenden Arbeiter ohne Kenntnis von ihnen zu nehmen. In den typischen Papiertüten, die von Bekleidungsfirmen gern verteilt werden, trugen sie ihre Info-Flyer in Richtung der Zuschauer. Schilder der Näher und Näherinnen sowie Botschaften auf den Tüten lieferten Fakten zu den Arbeitsbedingungen und den Konsumauswirkungen.

Du hast die – Macht – Konsum glücklich?

Du hast die Macht! Der Kleidungskonsum hat sich zwischen 2002 und 2015 fast verdoppelt. Kleidung ist zu einer Ware ohne Wert geworden, die billig überall zu bekommen ist. Dabei schadet sie massiv der Umwelt. Für die Herstellung werden Unmengen an Wasser und giftigen Chemikalien gebraucht, ob für die Baumwolle auf dem Feld oder für die vielen Wasch- und Färbeprozesse während der Produktion. Riesige Müllberge an Kleidung sammeln sich Jahr für Jahr an, allein in Deutschland werden jährlich 1,5 Milliarden Kleidungsstücke weggeworfen. Dabei macht Kleidung so viel für die Menschen aus. Ob beim Bewerbungsgespräch oder beim Ersten Date, die Kleidung spielt eine wichtige Rolle. Warum ist sie dann dem Besitzer nichts wert? Warum wird sie nichtrepariert, nicht gehegt und gepflegt und warum ist die Bereitschaft nicht da, für sauber und fair produzierte Kleidung einen angemessenen Preis zu bezahlen? Mit schönen Werbeversprechen locken die Fast Fashion Firmen in ihre Konsumtempel und ziehen den Käufern das Geld aus der Tasche. Doch macht Konsum glücklich? Laut Umfrageergebnissen „Ja“, aber nur für einen kurzen Moment. Er wird zu einer Sucht, die immer wieder befriedigt werden soll. Aber, der Konsum und die Herstellung von Kleidung müssen sich drastisch reduzieren um Umwelt und Menschen zu schützen.

Wieviel Leid bringt dein Kleid

Die Textilindustrie ist eine der größten Industriezweige der Welt, die seit Jahren gigantische Umsätze erzielt und steigende Gewinne macht. Trotzdem herrschen zum großen Teil ausbeuterische Arbeitsbedingungen vor. Firmen zwingen ihre Mitarbeiter zu Überstunden in modrigen, bauanfälligen Fabriken, wie das traurige Beispiel von der Fabrik Rana Plaza zeigt, bei der über 1100 Menschen ums Leben kamen. Die Arbeiter produzieren zum Teil ohne Schutz vor Staub, Dreck oder giftigen Chemikalien. Es gibt keine sozialen Absicherungen und kein ausreichendes Einkommen von denen es sich in den meist asiatischen Herstellungsländern wie China oder Bangladesch anständig leben lässt. In vielen dieser Länder müssen Kinder arbeiten, allein in Indiens Baumwollindustrie arbeiten rund 220.000 Kinder unter 14 Jahren. Das muss ein Ende haben, es gibt inzwischen mehr und mehr Kleidung die unter fairen, sauberen Bedingungen und ohne Kinderarbeit hergestellt wird. Eine Übersicht zu entsprechenden Siegeln findet sich im Detox-Einkaufsratgeber von Greenpeace. Eine kleine Auswahl an Geschäften mit ökologischer Kleidung gibt es hier: https://www.greenpeace.de/ecofashionstores

Was kannst Du tun?

  • Informiere Dich über die Produkte, die Du kaufen möchtest. Frag nach und achte auf entsprechende Siegel
  • Überlege, ob Du ein Kleidungsstück wirklich brauchst, bevor Du es kaufst
  • Repariere Deine Kleidung anstatt sie wegzuwerfen
  • Durchforste Deinen Kleiderschrank, upcycle Deine Kleidung, kombiniere sie neu oder besuche Kleidertauschpartys
  • Setze auf Qualität statt Quantität. Investiere in ein gutes, fair und ökologisch produziertes und gehandeltes Lieblings-kleidungsstück, das Du gut pflegst und lange trägst
Greenpeace: Nähen bis zum Umfallen, Berlin Alexanderplatz, 12.5.2018; Urheber: Jan Zappner