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„Kauf-nichts-Tag“ gegen den Konsumwahn

„Kauf-nichts-Tag“ gegen den Konsumwahn

Greenpeace Berlin appellierte am Freitagabend, dem 27. November, vor dem Kaufhaus Alexa an die Verbraucher: Leitet den Kleiderwandel ein und lasst euch von der Industrie nicht das Geld aus der Tasche ziehen.

„buy nothing day“ vs. „black friday“

Solche in Deutschland noch eher unbekannten Ereignisse schwappen so nach und nach aus den USA auch zu uns. Dabei können die Gegensätze perfider kaum sein.
Der „black friday“ ist eine Erfindung der Händler, an deren Tag sie mit besonders günstigen Rabatten die Leute anlocken und in einen regelrechten Kaufrausch versetzen.

Im Gegensatz dazu steht der „buy nothig day“ auf Deutsch „Kauf nichts Tag“. Er soll dazu dienen, die Leute auf den Konsumrausch in den sie verfallen aufmerksam zu machen und sie dazu animieren, sich auf die schönen Dinge im Leben zu besinnen. Sport treiben, Familie und Freunde treffen, oder sich was leckeres kochen – sind das nicht die entspannteren, glücklicheren Alternativen, als mit Massen von Konsumwütigen um günstige Schnäppchen zu wetteifern?

buy nothing day Alexa

Greenpeace Berlin zeigt Alternativen auf

Kleidung reparieren, upcyceln, Klamotten tauschen, das sind nur einige Möglichkeiten auf die Greenpeace Berlin am Freitagabend aufmerksam macht. Kleiderwandel steht dick, mit schwarzen Buchstaben auf einem 4m breiten Banner vor dem Alexa in Berlin Mitte geschrieben. Davor liegen 60 Kleidungsstücke auf einem Haufen. Das ist die Anzahl der Teile, die jeder Deutsche durchschnittlich in einem Jahr kauft. Auf einer kleinen Schaufensterpuppe steht „fight fast fashion“ denn das ist ein Teil des Problems. Eine Mode, die nicht mehr saisonal wechselt und die noch bekannte Frühjahrs- oder Winterkollektion rausbringt, sondern die ein wöchentlich wechselndes Angebot hervorbringt, vorangetrieben von H&M, Primark und Co. Mit schick aufgemachter Werbung pflanzten die Marken uns Bilder in den Kopf, wir sollen uns glücklich fühlen. Der Blazer macht sie zu einer erfolgreichen Frau, das bunte Oberteil macht Kinder erst zu den lachenden, frohen Individuen und Jugendliche werden mit bekannten Logos vom Außenseiter zum Trendsetter. Doch stimmt das? Können wir ohne Konsum nicht glücklich sein? Bestimmt unsere Kleidung welche Rolle wir in der Gesellschaft spielen und nicht mehr unsere Persönlichkeit, unser Wesen oder unser Charakter? 40% unserer Kleidung ziehen wir nie oder nur sehr selten an, sie vergammeln im Kleiderschrank. Trotzdem ist der am häufigsten genannte Kaufgrund „Ich habe nichts zum Anziehen im Schrank“. Der pure Besitz unserer Kleidung befriedigt uns also offensichtlich nicht. Kann es sein, dass wir einer raffgierigen Industrie bereitwillig unser Geld in den Rachen werfen? Einer Industrie die uns übers Ohr haut, in dem sie Kleidung so günstig macht, dass sie für jeden in Massen erschwinglich ist und wir so viel kaufen, dass wir am Ende doch teurer dabei wegkommen. Und wer zahlt eigentlich die Differenz zwischen dem günstigen Shirt und dem Herstellungsaufwand? Hat denn Kleidung keinen Wert?

A young boy is working with his parents at a small jeans workshop in Dadun Village in Xintang, Zengcheng. He earns 0.15 yuan for snipping loose thread ends off one pair of jeans; in one day he can do about 200 pairs. In Xintang, where the economy is centered around textile production, Greenpeace has found high levels of industrial pollution and has documented the effects on the community.

Wer bezahlt den Preis

Wie kann es sein, dass T-Shirts für 5€ zu haben sind oder Jeans für 15€. Die Antwort ist so einfach wie auch grausam. Näherinnen in Bangladesch, Indien, China oder der Türkei zahlen den wahren Preis.

Sie arbeiten 12-18 Stunden, 6-7 Tage die Woche ohne Mutterschutz oder Krankenversicherung. Selbst ohne den geringsten Schutz vor einstürzenden Fabriken, wie das tragische Beispiel mit über 1000 Toten von Rana Plaza zeigte. Auch Kinder zahlen den Preis. 10 oder 12 Jährige die Umweltschützer von Greenpeace bei ihren Recherchen zur Detox-Kampagne immer wieder beim Arbeiten sahen. Natürlich zahlt wie so oft auch unsere Umwelt für unser verantwortungsloses handeln. Gefährliche Chemikalien wie PFCs, Weichmacher oder Farbstoffe werden in Massen für das Färben, Bedrucken und für die wasserabweisende Funktion eingesetzt. Diese zum Teil krebserregenden, hormonell wirksamen und sich auf die Fortpflanzung auswirkenden Substanzen werden ungefiltert in die Gewässer der Herstellungsländer eingeleitet. 320 000 Menschen haben dadurch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über all dies ninformiert aktuell der Film „The True Cost“ von Andrew Morgan in den deutschen Kinos. Dieser Film zeigt eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen Kaufrausch, Werbung, Umweltverschmutzung, den Milliardengewinnen der Markenfirmen und dem Leid der Arbeiter.

Greenpeace fordert