Mit Gemüsesuppen gegen Lebensmittelverschwendung
Am Samstag, dem 27. September verwöhnten Ehrenamtliche von Greenpeace Berlin die Besucher in Friedrichshain mit rund 60 Litern Suppe. Unter dem Motto „Topf statt Tonne“ kreierten sie im Rahmen des „Suppe & Mucke“ Festivals in den BLO-Ateliers leckere Suppenkompositionen. Die Zutaten bestanden aus Gemüse, welches in Supermärkten aussortiert und vielleicht so in der Mülltonne gelandet wäre. Mit der Aktion rückten die Aktiven das Thema Lebensmittelverschwendung wieder in den Fokus.
Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll.
Mit Lebensmittelverlusten gehen nicht nur eine globale Ungerechtigkeit, leere Mägen im Süden und volle Müllcontainer im Norden einher. Verschwendung von Lebensmitteln heißt auch zusätzlicher Verlust an Artenvielfalt, zusätzliche Umweltbelastung, Energie- und Wasserverschwendung und die Verschärfung des Klimaproblems. Werden Lebensmittel nicht konsumiert, sondern weggeworfen, ist auch mit dem „entsorgten“ Produkt eine unnötige Klimabelastung verbunden. Bis zu 10 Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen könnten eingespart werden, wenn wir die Lebensmittelverschwendung einstellen würden.
Artenvernichtung über die Mülltonne – Ein Beispiel:
Eine Portion von 250 g tropischen Shrimps wird nicht gegessen, sondern weggeworfen. Damit landen nicht nur die Garnelen, sondern auch fünf Kilo Fisch, der als Beifang in die Netze ging, im Müll. Mit weggeworfenen Lebensmitteln verschwindet also auch die biologische Vielfalt. Schätzung zufolge werden 23 Prozent des weltweiten Fischfangs tot ins Meer zurückgeworfen und somit wirtschaftlich verschwendet.
Ein Kürzel ersetzt die Sinne
Ein weiteres Problem ist das falsch verstandene Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Es wird oft als Datum der maximalen Haltbarkeit wahrgenommen und sorgt häufig dafür, dass einwandfreie Lebensmittel aus dem Kühlschrank direkt in den Mülleimer befördert werden. Dabei besagt die Mindesthaltbarkeit lediglich, dass bis zu dem auf das Lebensmittel aufgedruckten Datum, der Hersteller die Verantwortung dafür übernimmt, dass „das Lebensmittel unter angemessenen Aufbewahrungsbedingungen seine spezifischen Eigenschaften behält“. Ist der Termin überschritten, geht diese Verantwortung an den Händler über. Das MHD wird vom Hersteller, nicht vom Gesetzgeber festgelegt.
Viele Lebensmittel sind nach dem Ablauf des MHD noch unbedenklich konsumierbar. Allerdings gilt diese Aussage nicht für verderbliche Lebensmittel wie Fleisch oder Vorzugsmilch (Rohmilch). Daher sieht der Gesetzgeber bei diesen in mikrobiologischer Hinsicht sehr leicht verderblichen Lebensmitteln eine strengere Kennzeichnung vor. Und dieses Verbrauchsdatum sollte nicht überschritten werden.
Ursachen für Lebensmittelverschwendung sind unter anderem:
- das Aussortieren von Agrarprodukten auf dem Feld, wenn Normen hinsichtlich Größe, Farbe und Aussehen nicht eingehalten werden
- Verluste nach der Ernte, das heißt auf dem Weg vom Feld zur Weiterverarbeitung oder Vermarktung (etwa durch ineffizienten Transport oder schlechte Lagerungs- und Kühlungssysteme vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern)
- die verbreitete Vorgabe im Lebensmitteleinzelhandel, alle Produkte jederzeit und damit im Überfluss verfügbar zu machen
- die Tendenz einiger Konsumenten, sich mit mehr Vorräten einzudecken als sie verbrauchen können
Über all diese Aspekte wurde am Samstag an dem Greenpeace-Stand bei leckerer veganer Bio-Gemüsesuppe debattiert. Die Verbraucher sind bei diesem Thema selbst gefragt ihr Einkaufsverhalten zu überdenken. Muss es immer der große, perfekt geformte Apfel mit einem 2/3 Rotanteil sein oder schmeckt der kleine, regionale, grüne Apfel trotz einer Delle nicht doch viel besser? Ist es gerechtfertigt zehn Minuten vor Ladenschluss zu erwarten, dass die Regale voll sind oder kaufe ich besser ein paar Stunden früher ein? Und kaufe ich drei gleiche Produkte zum Preis von zweien, wie in der Werbung angepriesen und werfe schließlich eines weg oder kaufe ich lieber nur ein einzelnes Stück dieses Produkts und spare damit unnötige Lebensmittelproduktion und dazu noch Geld?
Sinnvolle Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung wären:
- Ein respektvollerer Umgang mit Lebensmitteln
- Ein Kreislaufwirtschaftsgesetz und eine Verpackungsverordnung, die Lebensmittelreste und unnötigen Verpackungsmüll weitestgehend vermeidet. Die Verfügbarkeit besonders klimaschädlicher und ressourcenaufwendiger Lebensmittel sollte begrenzt werden
- Die Lebensmittelindustrie sollte ihre Überschussproduktion reduzieren und für einen rationalen Umgang mit dem MHD sorgen
- Der Lebensmitteleinzelhandel muss seine übertriebene Vorratshaltung und Angebotspolitik reduzieren. Auf Lockangebote wie „Kaufe drei, bezahle zwei“ sollte verzichtet werden
- Verbraucher sollten darauf achten gezielter, bewusster und weniger einzukaufen und ihre Vorratshaltung zu reduzieren
- Die Verbraucherberatung zum Umgang mit Lebensmitteln sollte ausgebaut werden und bereits im vor- und schulischen Bereich ansetzen
- Restaurants, Großküchen und Kantinen sollten im vorhinein prüfen, wie bei ihnen anfallende Lebensmittelreste vermieden werden können