Nebel schützt Atomkraftwerke nicht

Am 25.04. haben 10 Aktivisten der Berliner Greenpeace-Gruppe ’nachgewiesen‘, dass die Vernebelung von Atomkraftwerken nicht zu deren Schutz beiträgt.

Über 100 Berliner haben am Sonntag begeistert als Testpiloten an einem öffentlichen Versuch teilgenommen, indem sie ein aufblasbares Modellflugzeug auf das Modell eines Atomkraftwerks warfen. Jeder Teilnehmer hatte zwei Versuche. Einen Versuch mit freier Sicht auf das AKW und einen anderen bei dem mit Hilfe einer Nebelmaschine die Sicht auf das AKW genommen wurde. Traf das Flugzeug auf das AKW, klappte es auseinenander und aus dem Inneren stieg ein gelber Gasluftballon mit Radioaktivitätszeichen in die Höhe um den Austritt von Strahlung zu simulieren.
Die Witterungsverhältnisse waren sonnig, die Windstärke schwankte zwischen etwa 1 und 3. Bei entsprechend den Größenverhältnissen großzügiger Einstellung der Verdampfungsleistung der Nebelmaschine gelang je nach aktueller Windstärke eine komplette Verhüllung des Reaktorgebäudes oder der Nebel zog nur in Bodennähe am Reaktorgebäude vorbei. Es stellte sich heraus, dass der Nebel keinerlei Einfluss auf die Trefferquote hatte.

Anlässlich des Jahrestages der Tschernobylkatastrophe wollte die Greenpeacegruppe Berlin verdeutlichen, dass die Betreiberfirmen auch 18 Jahre nach diesem schrecklichen Unglück die Risiken der Atomkraft nach wie vor verharmlosen. Die Gefahr eines Terrorangriffs auf ein AKW wird ignoriert und die bekannten Auswirkungen in Kauf genommen.

Nach den Anschlägen des 11. September 2001, bei denen auch nukleare Anlagen als mögliche Ziele in Erwägung gezogen wurden, hatte die Bundesregierung ein Gutachten über das Risiko von Terrorangriffen auf Atomkraftwerke erstellen lassen.
Das Ergebnis:
Kein deutsches Atomkraftwerk hält möglichen Abstürzen von grossen Passagierflugzeugen stand.

Um die Atomkrafwerke zu schützen, habe die Betreiberfirmen vorgeschlagen, die Atomkraftwerke bei Herannahen eines Flugzeuges blitzschnell einzunebeln, um so den Piloten des Flugzeuges die Zielfindung zu erschweren. „Der Vernebelungsvorschlag ist ein schlechter Witz. Selbst wenn es bei Windstille gelänge, ein Atomkraftwerk einzunebeln, könnte ein Pilot dessen Postion immer noch blind oder über GPS ansteuern,“ erläutert Bernd Frieboese von der Berliner Greenpeace-Gruppe. Umstritten ist auch, ob es im Luftraum über Deutschland überhaupt möglich ist, Terrorflieger früh genug zu identifizieren, um eine Vernebelung rechtzeitig auslösen zu können.

Greenpeace hält den jahrzehntelangen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke angesichts des fehlenden Schutzes vor Terror-Anschläge für unverantwortlich. In zwei Musterprozessen klagt die Umweltorganisation deshalb auf sofortige Abschaltung der besonders gefährdeten Reaktoren Biblis (Hessen)und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein).