Dino vor der Deutschlandhalle

5 Meter hoher Schrott-Dinosauerier symbolisiert umweltgefährdende und fossile Energieformen vor Solarenergie-Messe

Ungewöhnlicher Besuch bei der Solar-Messe „SolarEnergy `98“ auf dem Berliner Messegelände unter dem Funkturm: Vor der Halle 7, Eingang Deutschlandhalle haben Greenpeace Aktivisten heute einen 5 Meter hohen, 2 Tonnen schweren Dinosaurier aus Schrott aufgebaut.

Das Monstrum – flankiert von einem Transparent mit der Aufschrift „Atomstrom – Zeit zum Aussterben“ und untermalt mit urigen Geräuschen – steht als Symbol für die veraltete, umweltvernichtende Energieversorgung aus Atom und Kohle. Mit Broschüren und Mitmachpostkarten informieren die Umweltschützer die Messebesucher über die „Aktion Stromwechsel“ von Greenpeace.

„Wir müssen weg von den gefährlichen Dinosaurier-Energien Atom und Kohle. Das wird umso schneller passieren, je mehr Kunden den großen Atom- und Kohlekonzernen kündigen. Sauberen Energien wie der Solarenergie gehört die Zukunft. Greenpeace ruft deshalb alle Messebesucher zum Stromwechsel auf“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Katherina Grashoff.

Ziel der „Aktion Stromwechsel“ ist es, die Versorgung der Verbraucher mit sauberem Strom durchzusetzen. „Sauberer“ Strom nach Greenpeace-Kriterien ist Strom ohne Atomkraft und mit 2/3 weniger CO2 Emissionen. ER wird zu 50% aus hocheffizienten Erdgaskraftwerken und zu 50% aus regenerativen Energien (Wind, Wasser, Biomasse, Sonne) erzeugt.

In einem ersten Schritt sammelt Greenpeace Absichtserklärungen von Verbrauchern. Darin erklären diese, daß sie ihren bisherigen Stromversorger kündigen und zu einem umweltfreundlichen Stromversorger wechseln wollen. In einem zweiten Schritt will Greenpeace die „Stromwechsler“ dann mit einem Stromproduzenten und Dienstleister zusammenbringen, der sie mit diesem sauberen Strom beliefert.

Der Hintergrund: Ende April wurde in Deutschland der Strommarkt liberalisiert. Damit haben alle deutschen Verbraucher das Recht, frei zu wählen, von wem sie ihren Strom bekommen – theoretisch. Die Praxis ist ernüchternd: Anders als beim Telekommunikationsmarkt, wo die Liberalisierung dank staatlicher Kontrolle zu Wettbewerb geführt hat, wird dieser beim Stromgeschäft blockiert. Die großen Stromkonzerne müssen zwar die Konkurrenz anderer Stromanbieter akzeptieren, haben aber als Besitzer der Stromnetze selbst festgelegt, wieviel die Durchleitung des Konkurrenzstroms zum Verbraucher kostet und welche Auflagen dafür erfüllt sein müssen. Vor allem Anbieter von regenerativem Strom werden durch überhöhte Gebühren und Auflagen benachteiligt. Für die Masse der Stromkunden, v.a. für den normalen Haushaltskunden, hat die Liberalisierung nichts geändert.

„Die Verbraucher sollten sich auch nicht von den „grünen Tarifen“ der Stromkonzerne irreführen lassen. Solange sie ihre Stromrechnung weiter an die großen Energieversorger bezahlen, ändert sich nichts am Strommix aus Atom und Kohle. Zudem steht auch in den Sternen, wann und wie der Atomaustieg erfolgt. Nur wer wirklich seinen Stromversorger wechselt, steigt auch persönlich aus der Atomenergie aus“, so Katherina Grashoff.