Nachgehakt: Nulltoleranz-Regelung

Greenpeace-Aktive besuchen Veranstaltung mit Ilse Aigner

„Keine Gentechnik im Essen“: Mit diesem Banner begrüßte Greenpeace-Berlin Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner am 24. Februar in der Mendelssohn-Remise in Berlin Mitte.

Die Landwirtschafts- und Verbraucherministerin war auf Einladung der Schwarzkopf Stiftung gekommen, um an der Veranstaltung „Die Landwirtschaft in der Europäischen Union: Positionen Deutschlands für die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik“ teilzunehmen. Insgesamt waren etwa 100 Besucherinnen und Besucher, vorwiegend Schüler und Studenten, vor Ort, um sich ihren Vortrag anzuhören.

Landwirtschaftsministerin will Nulltoleranz-Regelung kippen

Auch die Mitglieder von Greenpeace Berlin waren ganz gespannt darauf zu hören, was Frau Aigner zur aktuellen Entwicklung der grünen Gentechnik sagen würde. Schließlich hat der EU-Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit – und damit auch Frau Aigner – erst vor kurzem befürwortet, die Nulltoleranz-Regelung aufzuweichen. Demnach könnte Tierfutter zukünftig bis zu 0,1 Prozent Pflanzen aus gentechnisch verändertem Saatgut enthalten. Selbst dann, wenn es nicht in der EU zugelassen ist. Das EU-Parlament und der Ministerrat müssen der Empfehlung noch zustimmen. Greenpeace geht aber davon aus, dass dem nichts im Wege stehen wird. Hinzu kommt, dass der Bundesrat am 18. März über einen Antrag des Agrarausschusses entscheiden wird, die Nulltoleranz-Regelung für gentechnisch verändertes Saatgut aufzuheben.

Sicherheitsrisiken nicht bekannt

Erst auf Nachfrage durch Vertreter von Greenpeace Berlin berichtete die Verbraucher- und Landwirtschaftsministerin, warum sie auf EU-Ebene der Aufweichung der Nulltoleranz-Regelung zugestimmt hat. Grund dafür sei,  eine einheitliche und praktikable Lösung für alle Mitgliedsländer zu schaffen nicht zuletzt, um die Futtermittelversorgung zu gewährleisten. Außerdem würde es sich um Pflanzen aus Saatgut handeln, das bereits in Nicht-EU-Staaten zugelassen sei und sich innerhalb der EU in einem Zulassungsverfahren befände. Zudem gäbe es keinen Nachweis dafür, dass gentechnisch verunreinige Futtermittel ein Sicherheitsrisiko darstellten. Immerhin zeigt aber eine Studie der Universität Neapel aus dem vergangen Jahr, dass ein Gentransfer möglich ist. Danach wurden erstmals Genabschnitte von gentechnisch veränderten Sojapflanzen in der Milch und im Blut von Ziegen nachgewiesen. Die Genfragmente wurden auch bei jungen Ziegen festgestellt, die diese Milch erhalten hatten (siehe Link „Zivil Courage“). Darauf angesprochen, stellte sich allerdings heraus, dass Frau Aigner diese Studie leider unbekannt war.

Weitere Informationen:

Greenpeace: EU lässt nicht getestetes Genfutter zu

Zivil Courage: Genkonstrukte in Ziegenmilch. Fate of transgenic DNA and evaluation of metabolic effects in goats fed genetically modified soybean and in their offsprings (2010)