Bär besucht Konsulat

„Virtueller Urwaldbär“ überreicht Protestnote an kanadischen Konsul!
Bundesweiter Protest gegen Urwaldzerstörung in Kanada

Ungewöhnlicher Besuch beim kanadischen Konsulat: Ein übergroßer, virtueller kanadischer Braunbär überreicht heute dem kanadischen Konsul symbolisch eine Hemlocktanne und ein Protestschreiben gegen die Zerstörung der kanadischen Urwälder. Aktivisten der Greenpeace Gruppe Berlin informieren Passanten über die Kahlschlagpolitik der Holzindustrie. Ein Banner über dem Eingang des Konsulates in der Planckstraße fordert: „Kanada – Schluß mit der Urwaldzerstörung!“

Ähnliche Greenpeace – Aktionen finden heute bundesweit vor den Vertretungen in Hamburg, Düsseldorf, Berlin, Stuttgart und München statt. „Ziel der Aktion ist es, den kanadischen Vertretern ihre Verantwortung für den Erhalt der letzten nördlichen Regenwälder klarzumachen“, so Regenwaldexperte Prakasch Dussoye von der Berliner Gruppe.

Anlaß der Proteste: Am heutigen Montag läuft das Einschlagsmoratorium für den Great Bear Regenwald an der Westküste Kanadas (Provinz British Columbia) aus. Damit ist das letzte, weitgehend unberührte nördliche Regenwaldgebiet der Erde erneut in Gefahr geraten. Kanadische Holzkonzerne und die Regierung der Provinz hatten sich Anfang des Jahres zu einem befristeten Einschlagstop bereit erklärt, nachdem Greenpeace dies zur Bedingung für die Aufnahme von Gesprächen gemacht hatte. Bisher ist unklar, ob die Holzindustrie den Einschlagstop verlängern wird. Greenpeace-Waldexperte Martin Kaiser: „Gespräche über die Zukunft des Regenwaldes kann es nur geben, wenn der Wald nicht gleichzeitig abgeholzt wird. Der Einschlagstop gilt ohnenhin nicht für die nördlichen Regenwaldgebiete, wo kanadische Holzkonzerne weiter einschlagen. Wir fordern die kanadischen Vertretungen in Deutschland auf, sich für die sofortige Verlängerung des Moratoriums und den dauerhaften Schutz der letzten gemäßigten Regenwälder einzusetzen.“

Anfang Mai hat Greenpeace erstmals mit Vertretern von Regierung, Holzindustrie, Ureinwohnern und Umweltschützern an einem Runden Tisch über die Landnutzung in British Columbia teilgenommen. „Greenpeace will einen vollständigen Stop der Einschläge in den wenigen noch verbliebenen, unberührten Urwaldgebieten erreichen. Das Moratorium muß unbegrenzt und für den ganzen Great Bear-Regenwald gelten. Wir werden diese Forderung nicht nur am grünen Tisch vertreten. Alles, was Kanadas Regierung und Holzindustrie in Sachen Regenwald unternehmen, wird die Öffentlichkeit in Abnehmerländern wie USA, Japan oder Deutschland durch Greenpeace erfahren“, so Martin Kaiser.

Die temperierten Regenwälder der Nordhalbkugel sind mittlerweile stärker gefährdet als die tropischen Regenwälder. Der Küstenurwald Kanadas ist ein jahrtausendealtes, einzigartiges Naturdenkmal mit einer grandiosen Artenvielfalt. Der größte Teil dieses Urwaldes wurde in den vergangenen Jahrzehnten kahlgeschlagen. Das letzte, weitgehend unberührte Gebiet ist der Great Bear-Regenwald zwischen Vancouver Island und der Südspitze Alaskas. Mit zwei Millionen Hektar ist es etwa so groß wie Hessen und macht nur rund 1 Prozent der Waldfläche Kanadas aus. Hier wachsen tausendjährige Sitka-Fichten, Rot-Zedern und Hemlock-Tannen, die Fluß – Farme sind Lebensraum von Lachsschwärmen, die Wälder sind bewohnt von Grizzly-, Kermode- und Schwarzbären, von Wölfen und Weißkopfseeadlern. Aber auch hier dringt die kanadische Holzindustrie immer weiter in bisher unberührte Täler vor. Deutschland ist einer der Hauptabnehmer von kanadischem Zellstoff.

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