Kommentar
Kohle stößt an ihre Grenzen – öffentliche Anhörung im Dreiländereck

Kohle stößt an ihre Grenzen – öffentliche Anhörung im Dreiländereck

Nach den Wahlen in Polen ist das neue Bergbaugesetz vom Tisch. Die Regierungspartei Prawo i Sprawiedliwość und die polnische Regierung wollten das Bergbaugesetz komplett überarbeiten. Mit diesem Plan sind sie – aus Sicht von Klimaschützern zum Glück – gescheitert. Wäre das Gesetz in Kraft getreten, hätte ein Investor eine Konzession für einen neuen Tagebau erhalten können, auch ohne einen Umweltverträglichkeitsbericht zu erstellen. Die erste Lesung der Gesetzesvorlage sollte einen Tag nach der Wahl stattfinden, am 14. Oktober. An diesem Tag protestierten Kohlegegner und die polnische Zivilgesellschaft vor dem Sejm in Warschau. Am selben Tag kündigte der Sprecher des Sejm auch an, dass das neue Gesetz nicht in Kraft treten werde. Ein Sieg für den Klimaschutz, denn wir wissen, dass Energieunternehmen um jeden Preis neue Tagebaue errichten wollen. Diese betreffen auch die deutsche Gesellschaft.

Umweltverträglichkeitsprüfung lässt viele Fragen offen

Am 19. September 2019 sind Deutsche, Tschechen und Polen zu einer öffentlichen Anhörung nach Bogatynia in Polen gekommen, wo der Tagebau Turów liegt. Die Anhörung sollte Zweifel an der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) in Bezug auf die Erweiterung des vom Unternehmen PGE verwalteten Tagebaus klären. Allerdings blieben viele Fragen unbeantwortet und Bedenken unausgeräumt. Konzern Polska Grupa Energetyczna (PGE) besteht darauf, dass alles unter Kontrolle sei und die Ängste von Deutschen und Tschechen unbegründet seien. Umweltorganisationen fordern allerdings eine Wiederholung der Anhörung und eine Korrektur der UVP.
Nach Ansicht mehrerer Umweltorganisationen entsprach die Anhörung nicht den Erwartungen der Bürger. Die Vertreter von Konzern PGE waren zum Teil nicht in der Lage detailliertere technische Fragen zu beantworten, da sie entsprechende Unterlagen nicht bei sich hatten und sich an die Details nicht erinnern konnten. Die öffentliche Anhörung hat damit keine effektive Beteiligung der Öffentlichkeit ermöglicht. Dabei wird die Erweiterung des Tagebaus zu grenzüberschreitenden Problemen mit Grund- und Oberflächengewässern führen und darüber hinaus massive Klimaauswirkungen haben. Die Entschlossenheit von PGE ist hoch, aber gerade in solchen Situationen sollte das Recht auf Seiten der Natur und der Bürger gewürdigt werden. Deswegen freuen wir uns sehr, dass das neue Bergbaugesetz – einen Tag nach den Parlamentwahlen – nicht verabschiedet wurde und nun auf Eis liegt. Die Idee der Partei PiS war, dass in Zukunft Konzessionen ohne Umweltverträglichkeitsbericht vergeben werden können. Derselbe Investor PGE, der auch den Turów-Tabebau erweitern will, hat vor, in den nächsten 20 Jahren im zentralpolnischen Złoczew Kohle zu fördern für das Kraftwerk Bełchatów. Dieses Kraftwerk ist Klimakiller Nummer eins in der Europäischen Inion. Doch bisher hat PGE viele Probleme mit UVPs gehabt.

Wiederholung der Bürgerbeteiligung erforderlich

Aufgrund schlecht organisierter Übersetzungen ins Deutsche und ins Tschechische konnten Bürger beider Länder bei der Anhörung am 19. September zum Tagebau Turów dem Investor keine Detailfragen stellen. Außer Kommentaren zum Umweltverträglichkeitsbericht selbst wiesen Einzelpersonen und Organisationen darauf hin, dass die öffentliche Beteiligung zum geänderten UVP-Bericht in Deutschland möglicherweise nicht rechtmäßig durchgeführt wurde. Das Oberbergamt von Sachsen hat, aus unbekannten Gründen, nicht alle interessierten Bürger über die Konsultationen informiert. Die Informationen haben nur diejenigen erreicht, die zuvor Kommentare zur UVP abgegeben hatten. Aus diesem Grund fordert die deutsche Seite eine neue Konsultation auf der deutschen Seite, für die das Oberbergamt in Sachsen zuständig ist. Alle Bürger sollten das Recht haben, sich zur UVP zu äußern,