Hohe Schadstoffwerte in der Kantstraße!

Greenpeace präsentiert Gutachten zur Verkehrsverminderung

Die am 19. Februar begonnenen Schadstoffmessungen durch das Greenpeace-Luftmeßlabor in der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg haben besorgniserregende Werte ergeben. Die gesundheitlich tolerablen Grenzen wurden an mehreren Tagen um ein Vielfaches überschritten. Zu den Hauptverkehrszeiten wurden besonders katastrophale Konzentrationen der krebserregenden Schadstoffe Benzol und Dieselruß ermittelt. Ausnahmen bildeten lediglich Tage mit starkem Wind und Niederschlag.

Mit einem Gutachten des Berliner Stadt- und Verkehrsplaners Hans-Joachim Rieseberg will Greenpeace nun Alternativen für die Kantstraße aufzeigen. Diese Studie enthält Maßnahmen für den gesamten Straßenzug, die eine deutliche Verbesserung der Abgas- und Lärmsituation zur Folge hätten. Anlaß für das Gutachten war die Situation eines Anwohners der Neuen Kantstraße, der mit Unterstützung von Greenpeace den Rechtsweg beschreitet, um verkehrsreduzierende Maßnahmen in seiner Straße durchzusetzen.

Rieseberg kommt zu dem Ergebnis, daß in einer ersten Phase vor allem die Halbierung der Autospuren zugunsten durchgehender kombinierter Bus-, Taxi- und Fahrradspuren sowie Tempo 30 zum Erfolg führt. Daneben setzt er auf feste Ladezonen für den Lieferverkehr, feste Anwohnerparkplätze und eine räumliche Ausweitung des bereits eingeführten Parkraumkonzeptes mit höheren Gebühren. In der zweiten Phase plädiert der Autor für die Wiedereinführung der Straßenbahn mit Anbindung an Berlin-Mitte. „Mit Umsetzung dieser zwei Phasen kann die Kantstraße ihre Hauptstraßenfunktion erfüllen und trotzdem wieder zu einem lebenswerteren Umfeld für die verkehrsgeplagten Anwohner werden.“ sagt Verkehrsplaner Rieseberg.

Greenpeace fordert den Berliner Senat auf, alle Berliner Hauptstraßen mit hohen Anwohnerquoten durch Maßnahmen dieser Art sofort umzugestalten. Darüber hinaus muß endlich ein Gesamtkonzept für Berlin vorgelegt werden, das die Belastungen durch den Autoverkehr drastisch reduziert. Tunnel-, Straßen-, und Autobahnbau sollen sofort gestoppt werden. „Es kann doch wohl nicht sein, daß der Berliner Senat angesichts der katastrophalen Situation unbeirrt an seiner radikalen Auto-Politik festhält“, sagte Greenpeace-Verkehrsexperte Alois Vedder. „Wer heute noch wie in Berlin für zunehmenden Autoverkehr plant, muß die Verantwortung für Gesundheitsschäden und Klimachaos übernehmen.“

Die Greenpeace-Aktivitäten in der Kantstraße wurden bisher von großer Sympathie und Unterstützung begleitet. Etwa 1.500 AnwohnerInnen und BesucherInnen trugen sich bisher auf der Straße in Protestunterschriftenlisten an Verkehrssenator Klemann ein, hunderte von Musteranträgen auf Verminderung verkehrsbedingter Belastungen an die Verkehrsbehörden wurden mitgenommen. Eine Bürgerversammlung der AnwohnerInnen am 22. Februar drückte ihre uneingeschränkte Zustimmung aus. Am selben Abend verabschiedete die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg einstimmig einen Antrag zur Einführung von Busspuren auf der Kantstraße. Auch die Berliner Taxiverbände teilten Greenpeace in der Vorwoche schriftlich ihre Unterstützung zur Einführung von Busspuren in der Kantstraße mit.